#IndustrieGefragt: Drei Fragen an Lea Mannsbart
„Gerade bei uns in der Region haben wir in den letzten Jahren verstärkt wahrgenommen, dass das Interesse der Industrie an Wasserstoff enorm zunimmt.“
Lea Mannsbart ist Projektmanagerin bei HySON – Förderverein Institut für Angewandte Wasserstoffforschung Sonneberg e.V. – und Ansprechpartnerin von „Wasserstoffquell‐ und Wertschöpfungsregion Main‐Elbe-LINK“ (h2-well). Das Bündnis ist eine von 20 sogenannten WIR!-Regionen, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung ausgewählt worden, um den strukturellen Wandel in ostdeutschen Bundesländern durch Innovationen voranzutreiben. Seit dem Auftakttreffen des Bündnisses in Sonneberg im Jahr 2018 hat sich viel bewegt. Drei Fragen an Lea Mannsbart zu Wasserstoff, Industrieakzeptanz und den Vorteilen einer Industrieinitiative.
Lea Mannsbart, welche Potenziale sehen Sie für Ihre Region durch Wasserstoff?
Das h2-well-Bündnis betrachtet die Region Main-Elbe mit Fokus auf Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt sowie Oberfranken und ist Teil des WIR!-Programms des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Unsere Region zeichnet sich durch viele klein- und mittelständige Unternehmen (KMU) aus, die im Vergleich zum Bundesdurschnitt, überwiegend im verarbeitenden Gewerbe tätig sind. Das geht mit einem großen Potential, einer hohen Flexibilität und Innovationskraft einher, denn hiesige Unternehmen können sehr schnell auf Marktveränderungen reagieren, haben eine gesteigerte Kundennähe und kürzere Entscheidungswege. Unser Bündnis nutzt dieses Potential in einem Bottom-Up-Prozess. Das heißt sehr viele KMU, die schon im Bereich Wasserstoff tätig waren, haben sich zusammengetan und so ihre Kompetenzen gebündelt – das ist einmalig für die Region. Weiterhin zeichnet sich die Vielzahl an Unternehmen durch eine hohe Dezentralität von Energieerzeugern und -verbrauchern aus, die bundesweit einzigartig ist. Wir sehen das als den springenden Punkt: So können lokale Wertschöpfungsketten aufgebaut, Sektorenkopplung erprobt und Quartierswärme miteinbezogen werden. Das Projekt PEM4Heat ist hierfür ein Beispiel mit Alleinstellungsmerkmal: In Sonneberg soll das Rathaus mit Wärme aus der Verbrennung mittels eines Kreislaufmotors von vor Ort erzeugtem Wasserstoff versorgt werden.
Was bedeutet die Wasserstoffwirtschaft für Industrie und Fachkräfte?
Gerade bei uns in der Region haben wir in den letzten Jahren verstärkt wahrgenommen, dass das Interesse der Industrie an Wasserstoff enorm zunimmt. Wie kann Wasserstoff in den Produktionsprozessen eingesetzt werden? Was können sie beitragen? Was können sie selbst produzieren und auf den Markt bringen? – All das sind Fragen, die sich die Industrie in der Region stellt. An dieser Stelle ist das h2-well-Bündnis ein idealer Anlaufpunkt. Unser Projekt „Innovationsmanagement“ setzt genau hier an. Wir fördern die Unternehmen und Kommunen in der Region langfristig, gehen auf Probleme ein und geben Hilfestellungen. Damit einher geht aber auch der Fachkräftemangel, der insbesondere in den strukturschwachen Regionen ein Problem darstellt. Die Regionen müssen attraktiver, bzw. die Attraktivität des lokalen Arbeitsmarktes gesteigert werden. Das ist die Herausforderung, vor der die strukturschwachen Regionen stehen. Deshalb müssen wir durch Qualifizierung von Nachwuchsfachkräften, aber auch von bereits ausgebildeten Fachkräften, diese Fachkräfte sichern. Auch hier setzen wir mit dem Innovationsmanagement an, indem wir beispielsweise Vorträge an Berufsschulen halten, um über die Wasserstofftechnologien zu informieren. Darüber hinaus arbeiten wir an der Integration dieser Technologie in den Entstehungsprozess neuer und die Anpassung bestehender Ausbildungsberufe. Wasserstoff ist zwar in aller Munde, bestärkt durch die aktuelle Krise, aber vielen ist Wasserstoff nur in Verbindung mit Mobilität ein Begriff. Jedoch auch Heizungsinstallateure, Mechatroniker und andere Fachkräfte werden für die Realisierung einer Wasserstoffwirtschaft gebraucht und gesucht. Das ist oft nicht bekannt. Deshalb arbeiten wir in unserer Region z.B. mit der IHK Südthüringen massiv daran, dass Ausbildungen und Weiterbildungen ins Leben gerufen sowie Maßnahmen und Lehrgänge entwickelt werden. Auch die Sonneberger Berufsschule ist ein aktiver Bündnispartner im Projekt PEM4Heat. Die Ausbildung und Qualifizierung von Fachkräften sehen wir als ein enormes Potential, um die KMU in der Region mit Fachkräften zu versorgen und neue Arbeitsplätze zu schaffen sowie Fachkräfte herzulocken.
Welche Vorteile haben die Mitgliedsunternehmen bei h2-well?
Wir sind ein Verbundvorhaben mit Bündnispartnern, die in den Forschungsvorhaben involviert sind, und Partnern, die auf anderen Wegen unterstützend tätig sind. Momentan haben wir insgesamt 70 Bündnispartner und Unterstützer. Die Vorteile liegen bei der Vernetzung und dem Austausch, wobei im Diskurs beispielsweise viele neue Ansätze entstehen und durch uns die Innovationsfähigkeit der regionalen Unternehmen gestützt und gefördert werden. Daneben gibt es noch das Innovationsmanagement, das die Unternehmen begleitet und berät. Dort setzen wir an, um Innovationspotentiale zu bestimmen, die noch nicht aufgedeckt wurden. Aber auch die Netzwerkbetreuung und die Kommunikation der Aktivitäten des Bündnisses nach Außen spielen eine zentrale Rolle.
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Kontakt zu Lea Mannsbart / der Wasserstoffquell‐ und Wertschöpfungsregion Main‐Elbe-LINK (h2-well)
E-Mail: l.mannsbart@hyson.de
Telefon: +49 (0) 3675 42927-603