
Veranstaltung | Aus Alt mach Neu: Wege in die zirkuläre Wertschöpfung in der Automobilindustrie
Die Veranstaltung Aus Alt mach Neu: Wege in die zirkuläre Wertschöpfung in der Automobilindustrie fand am 27. Juni 2023 bei der LRP-Autorecycling Leipzig GmbH in Krostitz statt. Die Service- und Beratungsstelle für regionale Industrieinitiativen richtete sie gemeinsam mit dem Industrieverein Sachsen 1828 e. V., der Initiative Transformation Automobilregion Südwestsachsen (ITAS) und Projekt Mobilität Leipzig im Wandel (MoLeWa) aus.
Raus aus der Berliner Blase, rein ins mittelständische Unternehmen
Die Gastgeberin LRP-Autorecycling Leipzig GmbH öffnete am 27. Juni ihre Türen – für eine Führung über das Betriebsgelände und in einer extra für die Veranstaltung umfunktionierten Werkshalle. Wer ein überholtes Bild eines Autorecyclinghofes im Kopf hatte, wurde hier eines Besseren belehrt: strukturiert, innovativ und digital – so sieht Autorecyclinghof heute aus. Darüber hinaus ist die Etablierung einer zirkulären Wertschöpfung Kernanliegen und Geschäftsmodell des mittelständischen Unternehmens.
Zirkuläre Wertschöpfung: Rahmenbedingungen und unternehmerische Praxis
Am Anfang stand ein Vortrag des Bundeswirtschaftsministeriums zu der engen Verzahnung zwischen der Rohstoffstrategie und der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS). Die NKWS wird bestehende Strategien, u. a. die Rohstoffstrategie bündeln und konkrete Maßnahmen enthalten. Die Referentin des Deutschen Instituts für Normung e. V. erläuterte in ihrem Kurzvortrag die Bedeutung von Normen und Standards als Voraussetzung für eine gelingende Kreislaufwirtschaft. Einen Grundstein dafür legt die Normungsroadmap Circular Economy anhand von sieben Schwerpunktthemen, von denen drei – Batterien, Kunststoffe und Textilien – konkret für die Automobilindustrie anwendbar sind.
Auf dem Panel diskutierten
- Marc Boos, Adient Zwickau GmbH,
- Alexandra Engelt, DIN e. V.,
- Susanne Kroll, Fraunhofer IWU und Cluster Circular Saxony,
- Knut Rodewald, MAR LRP Holdinggesellschaft mbH, und
- Susanne Szech-Koundouros, Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz,
mit dem Moderator Boris Kaiser von ITAS über die Frage, welche Schritte auf dem Weg zu einer zirkulären Wertschöpfung in der Automobilindustrie notwendig sind.
Dabei ging es um verschiedene Aspekte vom Design for Recycling am Anfang der Wertschöpfungskette bis zum Gesetzesvollzug der Altfahrzeugverordnung als Voraussetzung für das Geschäftsmodell des Recyclings am Ende des Produktlebenszyklus.
Wege in die zirkuläre Wertschöpfung in der Automobilindustrie
Die Referentinnen und Referentin waren sich einig, dass es noch ein weiter Weg bis zur Etablierung geschlossener Kreisläufe ist. Dennoch ließen sich konkrete Handlungsempfehlungen für die nächsten Schritte ableiten.
- Alle betroffenen Akteure müssen auf Augenhöhe zusammenkommen und an einem Strang ziehen, weil Circular Economy ein Querschnittsthema ist.
- Es braucht klare gesetzliche und regulatorische Vorgaben zur Schaffung einer zirkulären Wertschöpfung.
- Um Altfahrzeuge in den Recyclingkreislauf zu bringen, muss der Vollzug der Altfahrzeugverordnung verbessert werden.
- Verwerter brauchen einen kontinuierlichen Zufluss von Recyclinggut, um ihr Geschäftsmodell zu betreiben. (Beispiel „Abwrackprämie“: Der Verwertungsnachweis war Voraussetzung für die Auszahlung der Fördergelder, daher stieg die Anzahl der Fahrzeuge, die zur Verwertung kamen, punktuell und rasant.)
- Es darf nicht in Einzelkategorien gedacht, sondern die gesamte Wertschöpfungskette muss in den Blick genommen werden.
- Zulieferer und OEMS haben die Chance, sich bei Normierung und Standardisierung einzubringen, dies kann ihnen auch im Wettbewerb Vorteile bringen.
- Innovation und Normierung sollten Hand in Hand gehen, um spätere Konflikte frühzeitig zu vermeiden.
Der Veranstaltungsbericht sowie die Präsentationen der Impulsgeberinnen stehen im internen Bereich zum Download zur Verfügung.