Industrie: Ein echter Exportschlager

Deutschland war bis 2009 Exportweltmeister, spielt aber weiterhin in der ersten Außenhandelsliga.[1] Im Jahr 2021 wurden Waren im Wert von 1.375 Milliarden Euro exportiert. Damit liegt die Bundesrepublik beim Außenhandel weltweit gesehen auf Platz drei, hinter China und den USA.[2] Das Exportvolumen wächst seit Jahren: In den Jahren 1980 bis 2021 erhöhte es sich jährlich um 5,1 Prozent. Pro Kopf gerechnet entfielen auf Deutschland von den weltweit getätigten Warenexporten des Jahres 2020 überdurchschnittliche 7,8 Prozent – und das bei einem Anteil von 1,1 Prozent an der Weltbevölkerung.[3] Jeder zweite in Deutschland erwirtschaftete Euro wird durch Auslandsgeschäfte verdient; jeder vierte Arbeitsplatz hängt vom Export ab, in der Industrie sogar jeder zweite.[4]
Abbildung 1: Entwicklung des deutschen Außenhandels 1997 bis 2021 (Quelle)
Automobilbau ist Exportmotor
An der Spitze der deutschen Exporte stehen die großen Branchen der Industrie: Die Automobilindustrie (Kraftwagen und Kraftwagenteile) und der Maschinen- und Anlagenbau. Gemeinsam erwirtschafteten diese beiden Branchen durch ihren Außenhandel im Jahre 2021 knapp 406 Milliarden Euro – knapp ein Drittel der gesamten Exporte der Bundesrepublik. Aber auch die in Deutschland starke Chemie- und Pharmabranche ist exportorientiert: 2021 wurden Waren im Wert von 239 Milliarden Euro exportiert.[5]
Abbildung 2: Die wichtigsten deutschen Handelswaren 2021 (Quelle)
Zielländer für deutsche Exporte
Die meisten deutschen Exporte fließen in die Vereinigten Staaten von Amerika – 2021 gingen Waren im Wert von rund 122,7 Milliarden Euro über den Atlantik. An zweiter Stelle steht die Volksrepublik China mit 103,64 Milliarden Euro. Den größten Exportmarkt für die Bundesrepublik insgesamt bilden allerdings die Länder der Europäischen Union. 2021 wurden Exportgüter im Wert von 625,85 Milliarden Euro in die wichtigsten Exportländer innerhalb der EU geliefert. Frankreich (102,32 Milliarden Euro), die Niederlande (100,42 Milliarden Euro) und Polen (78,05 Milliarden Euro) haben daran den größten Anteil.[6]
Krieg in der Ukraine als Exportbremse?
Als Exportnation ist Deutschland auf politische Stabilität in den Zielländern und freie, ungestörte Handelswege angewiesen. Der Krieg in der Ukraine wirkte sich deshalb schnell auf den Außenhandel aus. Das hat sich im März 2022, kurz nach der russischen Invasion, in der Exportbilanz niedergeschlagen. [7] Aktuell zeigt sich allerdings, wie resilient der Außenhandel ist. –So haben sich die Exporte bereits im April 2022 erholt: Obwohl die Ausfuhren nach Russland eingebrochen sind, tragen aktuell besonders die Geschäfte mit den USA und den Euro-Ländern dazu bei, dass die Exporte im Vormonatsvergleich um 4,4 Prozent gewachsen sind – auf 126,4 Milliarden Euro.[8] Allerdings geht der Deutsche Industrie- und Handelskammertag davon aus, dass die Zahlen nur eine nominale Steigerung gegenüber März zeigten, es preisbereinigt aber noch ein Minus gegeben habe – Gründe dafür sind steigende Preise und die nach wie vor gestörten Lieferketten.[9]
Coronapandemie, Suez-Kanal und Brexit
Auch die weltweite Coronapandemie hat ihre Spuren im Exportgeschäft der Unternehmen hinterlassen. Der aktuelle Außenwirtschaftsreport des DIHK zeigt: Für 2021 meldete die Hälfte der IHKs, dass fast zwei Drittel ihrer außenwirtschaftlich aktiven Mitgliedsunternehmen weiterhin negative Auswirkungen der Coronapandemie auf die eigenen internationalen Geschäfte spüren. Im Jahr 2020, während der Hochphase der coronabedingten Einschränkungen, lag dieser Wert allerdings noch bei mehr als 75 Prozent. 2020 bewirkte die Coronapandemie zunächst einen weltweiten Nachfrage- und Konjunktureinbruch. Aufgrund der gesunkenen Nachfrage machten sich Lieferengpässe 2020 noch vergleichsweise wenig bemerkbar. 2021 zog die wirtschaftliche Erholung in einigen Teilen der Welt wieder an. Die Nachfrage nach Rohstoffen, Vormaterialien und Energie stieg rasant. Gleichzeitig blieben Lieferketten weiter anfällig, sei es wegen coronabedingter Schließungen von Produktionsstätten und wichtigen Häfen in China, wegen der zeitweiligen Blockade des Suez-Kanals oder aber durch den Brexit verursachte Logistikprobleme zwischen der EU und Großbritannien. Die Folge: Frachtkosten und Rohstoffpreise stiegen, Lieferengpässe verschärften sich.[10]