Industrierobotik – Do you love me?

Wer die Videos von tanzenden[1] oder Parkour-laufenden[2] Robotern des US-amerikanischen Robotik-Unternehmens Boston Dynamics bisher noch nicht angesehen hat, bekommt hiermit die Videoempfehlung des Tages. Unter anderem tanzen dort die menschlichen Gestalten nachempfundenen Roboter „Atlas“ und „Spot“ zum Songklassiker „Do you love me?“, als hätten sie nie etwas anderes gemacht. Viele von uns werden sich wünschen, sie könnten das Tanzbein auch so gut schwingen, oder? Spaß beiseite und Geschichte her: 1954 meldete der US-amerikanische Erfinder George Devol das erste Patent für einen programmierbaren Manipulator – besser bekannt als Industrieroboter – in den USA an. Allerdings liegt der Ursprung der Industrieroboter in der Reaktortechnik. Handgesteuerte Manipulatoren kamen zum Einsatz, wenn in radioaktiv gefährdeten Räumen gearbeitet wurde[3]. Viele Jahrzehnte später boomt die Branche.
Industrierobotik boomt
Präzision, Repetition und Unermüdlichkeit – das sind nur wenige der Stärken von Industrierobotern. Industrieunternehmen setzen sie ein, um Prozesse zu automatisieren und effizienter zu gestalten. Roboter optimieren Abläufe und glänzen mit Schnelligkeit und Anpassungsfähigkeit. Das steigert nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen, sondern ermöglicht auch den Beschäftigten, sich anspruchsvolleren Aufgaben zu widmen. In Zeiten eines sich stetig verschärfenden Fachkräftemangels bringt der Einsatz von Industrierobotern vielerorts eine willkommene Entlastung für die Beschäftigten mit sich.
Die Industrieroboter kommen neben der Automobilindustrie und dem Maschinenbau auch in der Logistik oder der Möbelindustrie zum Einsatz. Intelligente Robotersysteme optimieren die Fertigungsabläufe und sorgen für eine höhere Kapazitätsauslastung[4]. Unternehmen schätzen die Roboter, die mit Greifern, Werkzeugen oder anderen Fertigungsmitteln ausgerüstet sind und Handhabungs- oder Produktionsaufgaben übernehmen. Immer mehr Industrieunternehmen greifen auf den Einsatz von Robotik zurück. Während es 2019 einen kurzweiligen Einbruch bei den neu eingesetzten Industrierobotern zu verzeichnen gab, ist der globale Absatz bis heute im Vergleich mit dem Krisenjahr 2020 laut der International Federation of Robotics (IFR) um 31 Prozent auf 517.385 neu installierte Anlagen gestiegen[5]. In Deutschland ist die Anzahl um rund sechs Prozent gestiegen. Die größte Abnehmerin ist die Automobilindustrie[6].
Industrierobotik treibt die Transformation der Arbeitswelt voran
Die Arbeitswelt transformiert sich. Automatisierung, Robotik und Digitalisierung spielen in der Zukunft der Industrie eine entscheidende Rolle. Cobots, sprich kollaborative Roboter, die den Beschäftigten schwere und monotone Arbeit abnehmen, intelligente Maschinen, die Fertigungsprozesse selbstständig koordinieren, oder die Smart Factory, die ohne menschliche Eingriffe auskommt – all das stellt den bisherigen Arbeitsalltag in der Industrie auf den Kopf, Arbeitsplätze verändern sich und einige fallen weg. Der Einsatz von Robotik, Digitalisierung und eine fortschreitende Automatisierung führen dazu, dass Arbeitskräfte entsprechend qualifiziert und weitergebildet werden müssen, um neue berufliche Perspektiven zu erschließen. So stellen sich im Zusammenhang mit den technologischen Entwicklungen und einer Gesellschaft im Wandel viele Fragen: Welche Qualifizierungsbedarfe bestehen? Wie unterscheiden sie sich für junge Menschen und die ältere Generation? Wie gelingen die Qualifizierung und Weiterbildung von Arbeitskräften? Welche Folgen haben Automatisierung und Robotik für bestehende Arbeitsplätze?
Die schlechte Nachricht: Viele Arbeitsplätze fallen durch den Einsatz von Industrierobotern weg. Die gute Nachricht: Viele neue Arbeitsplätze werden geschaffen. Durch gezielte Weiterbildungs- und Qualifizierungsangebote erhalten die Beschäftigten die Möglichkeit, auf dem Arbeitsmarkt zu bestehen.
Industrieroboter in deutschen Unternehmen
Deutschland ist der mit Abstand größte Industrierobotermarkt in Europa – 38 Prozent des gesamten europäischen Bestands werden in den Fabriken zwischen Nordsee und Alpen eingesetzt. Die Roboterdichte in der deutschen Automobilbranche zählt zu den größten weltweit[7]. Insbesondere Schlüsselindustrien wie die Automobilindustrie, der Maschinenbau oder die Metall- und Elektroindustrie sind allerdings aufgefordert, sich mit unternehmensspezifischen Future Skills zu beschäftigen. Welches Wissen, welche Kompetenzen, Fähigkeiten, Einstellungen und Werte werden in den nächsten Jahren wichtig? Um zum einen die Beschäftigungsfähigkeit der Mitarbeitenden zu erhalten und zum anderen dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, ist die Auseinandersetzung mit der Thematik unerlässlich.
Die Zeit der Industrieroboter hat geschlagen
Industrieroboter erleben ein Momentum. Sie gehören zum Alltag vieler Industrieunternehmen bereits dazu – Tendenz steigend. Die Einsatzmöglichkeiten in den Industriebranchen sind vielfältig. Robotik entlastet Beschäftigte von körperlich anstrengender, risikobehafteter und monotoner Arbeit. Hinzu kommt, dass durch optimierte und effizientere Abläufe Ressourcen geschont werden. Nichtsdestotrotz muss berücksichtigt werden, wie Beschäftigte in diese neue Arbeitswelt mitgenommen werden. Arbeitskräftemangel hin oder her: Wer den Job durch einen Roboter verliert, ist der Industrie gegenüber skeptisch. Durch Weiterbildungs- und Qualifizierungsoptionen kann das verhindert und sollte beim Einsatz von Industrierobotern immer mitgedacht werden. Dann kann man die Frage „Do you love me?“ klar beantworten: Oh ja!