Zentrum der Zukunftsindustrie – Batteriezellfertigung „made in Germany“
Handys, Tablets und Laptops bestimmen unseren Alltag und unser Wirtschaften – und brauchen Batterien. In Zukunft gilt das auch vermehrt für die Mobilität: Weltweit und auch im Autoland Deutschland befindet sich die Elektromobilität in den letzten zwei Jahren auf dem Vormarsch. Im Vergleich zum Jahr 2019 wuchs der Anteil an neuzugelassenen Elektroautos auf Deutschlands Straßen im Jahr 2021 von 8,4 Prozent auf ganze 42,4 Prozent.[1] Die Akkus für Geräte und Fahrzeuge kommen derzeit vor allem aus Asien, hauptsächlich aus China.[2] Das soll sich ändern – auch, um das Ziel der Bundesregierung, in den nächsten acht Jahren 15 Millionen Elektroautos auf Deutschlands Straßen fahren zu lassen, zu erreichen und gleichzeitig bestehende Abhängigkeiten zu verringern.[3] Somit bildet Deutschland nach China den zweitgrößten Markt für Elektroautos auf der Welt.[4]
Für diesen Markt braucht es Batterien, die leistungsfähig und nachhaltig sein sollen, die als Herzstück eines Elektroautos für eine große Reichweite, kurze Ladezeit und eine gute CO2-Bilanz stehen.[5]
Batteriezellforschung in Deutschland
In Deutschland soll vermehrt in die Produktion von Batteriezellen für Elektroautos investiert werden. Dazu braucht es auch Forschung: Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert bereits seit 2007 unter anderem die Forschung und Entwicklung von Batterien. Damit Batteriezellen zukünftig in Deutschland vermehrt produziert werden können, beschloss das Bundesministerium für Bildung und Forschung 2018 mit dem Projekt „Forschungsfabrik Batterie“, die Batterieforschung neu zu gestalten. Einen Teil davon bildet die sogenannte Forschungsfertigung Batteriezelle, deren Aufbau mit rund 500 Millionen Euro gefördert wird.[6] Im Zuge des 7. Energieforschungsprogramms der Bundesregierung fördert das Bundeswirtschaftsministerium die Forschung rund um die Batteriezelle mit jährlichen 23 Millionen Euro.[7]
IPCEI – „Wichtiges Projekt von gemeinsamem europäischem Interesse“
Die Batterie ist ein wichtiger Bestandteil von Elektroautos. Hohe Lohn- und Energiekosten wie auch der immense technologische Vorsprung asiatischer Hersteller sprachen zunächst gegen eine Produktion in Europa und Deutschland.
Ende 2019 wurde seitens der EU-Kommission die Produktion von Batteriezellen innerhalb der EU-Länder zum sogenannten „wichtigen Projekt von gemeinsamem europäischem Interesse“ (important project of common European interest, IPCEI) erklärt, das auch von weiteren Mitgliedsländern der EU mit Milliardensummen gefördert wird, mit dem Ziel, dass künftig die Produktionsprozesse von der Herstellung bis hin zum Recycling alter Akkus in Europa stattfinden. Man geht davon aus, dass bis zum Jahr 2035 der europäische Markt an E-Autos auf bis zu 250 Milliarden Euro wächst.
Bereits im Januar 2020 wurde von Seiten der EU-Kommission eine weitere IPCEI-Förderung bewilligt. Aus insgesamt zwölf EU-Mitgliedsstaaten beteiligen sich rund 60 Unternehmen an diesem Förderprojekt, davon allein 15 Firmen aus Deutschland, zum Beispiel BASF, BMW, Varta und Tesla. Das Programm wird mit rund drei Milliarden Euro vom Bundeswirtschaftsministerium unterstützt.[8]
Batteriezellfertigung in Deutschland auch für Investoren interessant
Zu den deutschen Autobauern und ihren Batterieambitionen reihen sich auch chinesische Hersteller mit Produktionsanlagen für Batteriezellen in Deutschland ein.[9] Mit dem Voranschreiten der Batteriezellproduktion innerhalb Europas entwickelt sich Deutschland zu einem Zentrum der Zukunftsindustrie, wie der Brüsseler Klimaschutzverband Transport & Environment (T&E) schreibt. Fast 40 Prozent der gesamten Wertschöpfung entfallen in der Produktion batteriebetriebener Fahrzeuge allein auf den Akku.[10]
Standorte für mehr Batterien
In Deutschland sind bereits zahlreiche Standorte für die Produktion von Batteriezellen geplant. Exemplarisch dafür sind neben Tesla in Brandenburg auch Volkswagen und Northvolt in Salzgitter und Opel in Kaiserslautern.[11] Als zweitgrößter Automobilhersteller der Welt verfolgt Volkswagen in Europa das Ziel, bis 2030 sechs Zellfabriken mit einer Kapazität von insgesamt 240 Gigawattstunden zu betreiben. Salzgitter macht dabei den Anfang. Hier soll ab 2024 die Batteriezellproduktion mit einer Fertigungskapazität von bis zu 40 Gigawattstunden anlaufen. Im Opel-Werk in Kaiserslautern soll in Zusammenarbeit mit dem französischen Nachbarn die Produktion von Batteriezellen mit einer Fertigungskapazität von acht Gigawattstunden 2023 starten. Dabei sollen bis zu 2.000 neue Arbeitsplätze entstehen.[12]
Quelle: Boom in der Akkuproduktion
Neben den deutschen Herstellern befinden sich auch Hersteller aus Asien wie zum Beispiel die chinesischen Unternehmen CATL und SVolt, die in Thüringen und im Saarland für den europäischen Markt Batteriezellen in Deutschland produzieren möchten. Mit diesen Fabriken reiht sich Deutschland vor Polen, Ungarn, Norwegen, Schweden und Frankreich als Vorreiter in der europäischen Batteriezellfertigung ein.[13]
Batteriezellproduktion in Zukunft
Innerhalb von zwei Jahren hat Deutschland die Elektromobilitätswende mit der Produktion von Batteriezellen trotz hoher Energie- und Lohnkosten stetig vorangetrieben. Deutschland profitiert dabei insbesondere von seinen Automobilherstellern, dem Absatzmarkt innerhalb Europas, den staatlichen Subventionen und von dem grundsätzlichen Angebot an gut qualifizierten Fachkräften, obwohl diese derzeit sehr knapp sind.[14] In den nächsten sieben Jahren sollen allein in Deutschland bis zu 100.000 neue Arbeitsplätze entstehen. Sowohl für Spezialistinnen und Spezialisten als auch für Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger bieten diese neuen Berufsfelder zahlreiche Möglichkeiten.[15]
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