Die wirtschaftlichen Folgen des Fachkräftemangels
Von einem Fachkräftemangel kann dann gesprochen werden, wenn die Nachfrage nach Fachkräften über einen längeren Zeitraum nicht mehr ausreichend gedeckt werden kann.[1] Bei mehr als jedem zweiten Betrieb in Deutschland ist das gerade der Fall. Neben dem Baugewerbe hat die Industrie die größten Stellenbesetzungsprobleme: 53 Prozent der im DIHK-Fachkräftereport befragten Industrieunternehmen geben an, offene Stellen nicht besetzen zu können, weil sie keine passenden Arbeitskräfte finden.[2] Das macht sich nicht nur in der täglichen Arbeit bei vielen Unternehmen bemerkbar, sondern bremst auch den grundlegenden Umbau der Energieerzeugung, die Digitalisierung und den Infrastrukturausbau in Deutschland insgesamt.
Fachkräftemangel hat Auswirkungen auf Unternehmenserfolg
Wenn die Fachkräfte fehlen, macht sich das auch beim Geschäftsergebnis bemerkbar: 43 Prozent der Unternehmen erwarten z. B., dass sie Aufträge verlieren, diese ablehnen oder ihr Angebot reduzieren müssen, wenn das nötige Personal fehlt; 58 Prozent rechnen mit steigenden Arbeitskosten und 61 Prozent mit einer Mehrbelastung ihrer Belegschaft.[3]
Kleine und mittlere Unternehmen stärker betroffen
99,3 Prozent der Unternehmen in Deutschland zählen zu den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU); 61 Prozent der 29,1 Millionen Beschäftigten arbeiten auch in diesen Betrieben.[4] Und gerade diese Unternehmen haben es bei der Fachkräftesicherung schwer: Während 22 Prozent der Unternehmen mit 200 bis 999 Beschäftigten von problemloser Stellenbesetzung berichten, sind es bei den kleinen mit bis zu 19 Beschäftigten nur elf Prozent.[5]
Gründe für den Fachkräftemangel
Die Menschen in Deutschland werden immer älter – das sorgt dafür, dass es immer weniger Menschen im erwerbsfähigen Alter zwischen 20 und 65 Jahren gibt. Im Jahr 2030 werden es schon 3,9 Millionen weniger sein als heute, insgesamt dann 45,9 Millionen Menschen. 2060 werden dann 10,2 Millionen weniger Menschen im erwerbsfähigen Alter sein als heute.[6] Laut Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) könnte auch die Tendenz, dass junge Erwachsene verstärkt ein Studium statt z. B. einer dualen Ausbildung starten, die Situation weiter verschärfen.[7]
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Wie Sie für Ihren Betrieb Fachkräfte sichern
- Arbeitgeberattraktivität steigern
Eine gute und faire Bezahlung ist zwar wichtig, aber eine attraktive Arbeitsstelle kann mehr als finanzielle Anreize bieten: Auch flexibles und mobiles Arbeiten wird für viele Fachkräfte immer relevanter, zum Beispiel in ländlichen Regionen. Flache Hierarchien und selbständiges Arbeiten sowie ein gutes, wertschätzendes und kollegiales Umfeld sind ebenfalls Faktoren für mehr Arbeitgeberattraktivität.[8]
- Ausbildung stärken
Fast jedes zweite Unternehmen plant mit einer Intensivierung der eigenen Ausbildung auf aktuelle und künftige Fachkräfteengpässe zu reagieren.[9] Möglichkeiten gibt es viele: Melden Sie Ihre offenen Ausbildungsplätze bei der Jobbörse der Arbeitsagentur oder etwa der IHK-Lehrstellenbörse. Benennen Sie Ausbildungsbotschafterinnen oder Ausbildungsbotschafter, die jungen Menschen die Vorteile einer Ausbildung glaubhaft und zielgruppengerecht vermitteln können. Bieten Sie, falls möglich, Zusatzqualifikationen oder Auslandspraktika während der Ausbildung an. Auch materielle oder finanzielle Anreize (Bonuszahlungen bei guten Noten, Smartphones, Dienstfahrräder, Mitgliedschaften bei Fitnessstudios, übertarifliche Vergütung, mehr Urlaub als gesetzlich vorgeschrieben usw.) können helfen, Ihrem Unternehmen im Wettbewerb um die besten Fachkräfte einen Vorteil zu verschaffen.[10]
- Familie und Beruf besser vereinbaren
Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf für die Fachkräftesicherung ist. Jedes dritte Unternehmen möchte deshalb die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtern.[11] Das Netzwerkbüro „Erfolgsfaktor Familie“ informiert auf seiner Website über mögliche Maßnahmen, z. B. flexible Arbeitszeitmodelle und/oder mobiles Arbeiten, Kontakthalte- und Qualifizierungsprogramme für einen schnellen und reibungslosen Wiedereinstieg nach der Familienzeit oder Unterstützung Ihrer Beschäftigten bei der Betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen.[12]