#IndustrieGefragt: Drei Fragen an IH2K Nordwest
„Wir können die gesamte Wertschöpfungskette des grünen Wasserstoffs in unserer Region abdecken.“
Die IHK für Ostfriesland und Papenburg und die Oldenburgische Industrie- und Handelskammer tragen gemeinsam die regionale Industrieinitiative IH2K Nordwest. Hartmut Neumann und Björn Schaeper berichten, welche Stärke sie in der kooperativen Arbeit erkennen, die über die Grenzen der jeweiligen Organisationen hinausgeht.
Ihre Wasserstoffinitiative wird von zwei Industrie- und Handelskammern partnerschaftlich getragen. Was war der Auslöser dafür, dieses Netzwerk gemeinsam zu gründen?
Der Auslöser für die Gründung war unsere gemeinsame Erkenntnis, dass eine erfolgreiche Wasserstoffwirtschaft eine umfassende Perspektive erfordert, die die beiden Regionen in den Blick nimmt. Kirchturmdenken, also die Beschränkung auf lokale Interessen, würde uns hier nicht weiterhelfen und. Die enge Beziehung zwischen den beiden Kammerbezirken und die gemeinsame Arbeit in der Landesarbeitsgemeinschaft der niedersächsischen IHKs haben gezeigt, dass Themen wie Energie, Umwelt- und Klimaschutz häufig unmittelbar miteinander verknüpft sind. Außerdem sind viele Unternehmen in beiden Kammerbezirken tätig. Daher ist es sinnvoll für uns, beim Thema Wasserstoff zusammenzuarbeiten. Mit getrennten Initiativen würden wir kaum Wirkung erzielen, weder national, europaweit oder gar weltweit. Unsere Idee ist es, die Entwicklungen in unserer Region zum Thema Wasserstoff zu koordinieren und zu bündeln. Dies soll Doppelarbeiten, aber auch Konflikte vermeiden. Durch die Zusammenarbeit profitieren wir von einem vielfältigen Netzwerk aus Erzeugern und Anwendern: Wir haben hier sowohl Onshore- als auch Offshore-Windkraftanlagen, Pipelines für den Transport und Kavernen zur Speicherung des Wasserstoffs. Es gibt Projekte zur Wasserstoffproduktion vor Ort und wir haben bereits eine Vielzahl potenzieller Anwender, die Wasserstoff langfristig für ihre Produktion nutzen werden.
Welche Ziele verfolgen Sie mit der Initiative IH2KNordwest?
Wir möchten künftig nicht nur Transitregion für Wasserstoff sein, sondern nachhaltig Wertschöpfung und Beschäftigung aufbauen. Ein wichtiger Aspekt ist dabei, dass Unternehmen vor Ort Wasserstoff direkt nutzen können. Dies schafft gleichzeitig auch einen Standortvorteil. Unser Denken beschränkt sich nicht auf unsere unmittelbare Region, sondern erstreckt sich über Oldenburg, Ostfriesland und Papenburg hinaus. Durch unsere Zusammenarbeit machen wir unsere Region auf der Landkarte der Wasserstoff-Akteure sichtbarer. Die vergangene Wasserstoffwoche im Juni 2023, bei der wir Akteure aus der Region und darüber hinaus vernetzten, war ein Beispiel für unsere Bemühungen das Netzwerk zu stärken. Unser langfristiges Ziel ist es, erfolgreich Business Cases für Unternehmen zu finden und unsere Region in den größeren Gesamtkontext einer europäischen Wasserstoffwirtschaft zu integrieren – auch in Richtung der Niederlande.
Wie sieht der Status quo in Ihrer Region bei den Themen Produktion und Verwendung von Wasserstoff aus?
In unserer Region befinden wir uns aktuell in einer spannenden Phase, da wir uns verstärkt der Umsetzung zuwenden. Es geht um konkrete Projektplanung in verschiedenen Anwendungsfeldern, sowohl in der Produktion als auch in der Anwendung von Wasserstoff und der gesamten damit zusammenhängenden Logistik. Zum Beispiel entsteht in Wilhelmshaven ein Ammoniak-Importterminal und es wird an dem Aufbau von enormen Elektrolysekapazitäten gearbeitet. Auch Projekte zur Umrüstung von Erdgaskavernen für die Wasserstoffspeicherung werden vorangetrieben. Ein Schwerpunktthema in unserer Region ist die Wasserstoffmobilität, insbesondere für Busse, Abfallfahrzeuge und LKW. Unsere Region verfügt über alle erforderlichen Ressourcen, angefangen von der Windenergieerzeugung, dem Strom, den wir derzeit nicht vollständig nutzen können, bis hin zu Elektrolyseuren für die Produktion von grünem Wasserstoff. Wir können die gesamte Wertschöpfungskette in unserer Region abdecken und sparen erhebliche Transportwege. Aktuell plant ein Tankstellenbetreiber hier den Aufbau eines Wasserstoff-Tankstellennetzes. Letztendlich ist es unser Ziel, fossile Energieträger in industriellen Anwendungen mit Wasserstoff zu substituieren und diesen in die Produktion zu integrieren.
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Kontakt:
Hartmut Neumann
IHK für Ostfriesland und Papenburg
E-Mail: hartmut.neumann@emden.ihk.de
Björn Schaeper
Oldenburgische Industrie- und Handelskammer
E-Mail: bjoern.schaeper@oldenburg.ihk.de
IH2K Nordwest
Web: https://www.ihk.de/emden/innovation/energie/energieveranstaltungen/ih2k-netzwerk-nordwest-5497342
Hartmut Neumann (© Foto Björn Schaeper (© Imke Folkerts)
Brunke, Emden)