
#IndustrieGefragt: Drei Fragen an Dr. Christine Lötters
„Transformation bedeutet für uns, dass wir gemeinsam mit der Gesellschaft den Weg in eine bessere, klimaschonende Zukunft gehen.“
Industriell hergestellte Kunststoffe prägen unsere Gesellschaft. Ob Verpackung, Kühlschrank oder Medizinprodukt: Überall sind sie zu finden. Dr. Christine Lötters von der Kunststoff-Initiative Bonn/Rhein-Sieg spricht bei #IndustrieGefragt über Wege aus dem Fachkräftemangel, den Zusammenhang zwischen Kunststoffen und Nachhaltigkeit sowie die Industrieregion Bonn/Rhein-Sieg.
Welche Wege sehen Sie, dem Fachkräftemangel vorzubeugen?
Das Thema ist schon lange über den Status „vorbeugen“ hinaus – wir haben einen massiven Fachkräftemangel, besonders im technischen Bereich und auch bei uns in der Region. Wir sind deshalb als Kunststoff-Initiative auf zwei Ebenen aktiv geworden. Wir sind in unsere Mitgliedsunternehmen gefahren und haben dort die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor die Kamera gestellt und gefragt: Was macht Euren Job eigentlich aus? Die Videos laufen im Berufsinformationszentrum Bonn/Rhein-Sieg und in unseren Social-Media-Kanälen und vermitteln so authentische Berufsbilder. Wir sind auch Mitinitiator von Jump In. Mit diesem Programm bringen wir ab Januar 2023 Schülerinnen und Schüler in die Unternehmen. Wir sind der Meinung: Maschinen überzeugen, wenn man sie sieht und anfassen kann, vor allem aber ist es wichtig, mit den Schülerinnen und Schülern auf Augenhöhe zu sprechen. Das geht am besten direkt vor Ort.
Was macht die Region Bonn/ Rhein-Sieg aus?
Wir haben hier in der Region große Dax-Konzerne, wie DHL und Telekom, die weltweit bekannt sind. NRW gilt aber auch als das Zentrum der Kunststoffindustrie in ganz Europa, einige Weltmarktführer finden sich in der Region Bonn/Rhein-Sieg. Diese haben sich zusammengeschlossen und mit der Kunststoff-Initiative Bonn/Rhein-Sieg einen klaren thematischen Schwerpunkt gesetzt. Dabei geht es besonders um die Akzeptanz der Kunststoffindustrie und ihrer Produkte.
Welche Rolle spielt die Kunststoffindustrie in der industriellen Transformation in Richtung Dekarbonisierung und Nachhaltigkeit?
Transformation bedeutet für uns, dass wir gemeinsam mit der Gesellschaft den Weg in eine bewusstere, klimaschonende Zukunft gehen. Wir sind angetreten, um das Thema Kunststoff stärker in den Fokus zu rücken. Das hat mit Akzeptanz zu tun: Kunststoff ist ein Allroundprodukt mit vielen Anwendungen. Und er ist viel mehr als Plastiktüten in Weltmeeren. Darüber möchten wir diskutieren. Durch den Einsatz von Kunststoff verringert sich z. B. beim Transport der CO2-Fußabdruck – Kunststoff ist leicht und spart Transportgewicht und somit Kraftstoff. Hier in der Region stellt eines unserer Mitgliedsunternehmen Polyethylenisolationen her, um Kühlgeräte und Kühlhäuser effizienter machen. Kunststoff hat also viel Potenzial in Richtung Nachhaltigkeit, auch wenn die Frage der ordnungsgemäßen Entsorgung bleibt. Mitmachende Unternehmen arbeiten an verbesserten Entsorgungstechnologien mit dem Ziel einer möglichst sortenreinen Trennung der Kunststoffverpackungen. Und an neuen, biologisch basierten Kunststoffen, die sich von selbst abbauen.